Der Landesherr und Reichspolitiker Ludwig II.
Der bayerische Herzog Ludwig der Strenge gründete Neustadt als erfahrener Landesherr mit 44 Jahren. Zwar regierte er seit 1255 das „obere“ und sein jüngerer Bruder Heinrich XIII. das „niedere“ Bayern, jedoch verwendeten beide weiterhin den Titel Herzog von Bayern.
Sie waren zwei bedeutende Herrscher auf der politischen Bühne des damaligen Reichs, da sie sich die Kurstimme der Pfalzgrafschaft bei Rhein teilten. Die damaligen Herrschaftsgebiete deckten sich nur teilweise mit den heutigen Regierungsbezirken Oberbayern und Niederbayern. Ludwig regierte den größten Teil der Oberpfalz, das südwestliche Altbayern und die Ländereien der Pfalzgrafschaft bei Rhein mit der Residenzstadt Heidelberg. Sein Herrschaftsgebiet erstreckte sich bis nach Kufstein im heutigen Österreich.
Städtegründer
Mit großer politischer Weitsicht gründete Ludwig II. Städte und förderte dadurch den Aufbau des Landes und die Festigung seines Herzogtums. In weniger als 20 Jahren verlieh er Stadtrechte an die Orte Rain und Landsberg am Lech, Friedberg bei Augsburg, Kitzbühel (heute Österreich) sowie 1273 an Neustadt an der Donau.
Es boomte!
Die Herrscherdynastie der Wittelsbacher hatte Städte und Märkte gegründet wie kaum andere Fürsten. Zum Zeitpunkt der Verleihung der Herzogwürde an die Wittelsbacher 1180 existierten nur die eigenständigen Bischofsstädte Regensburg, Freising, Passau, Salzburg, Eichstätt und Augsburg. Fast 200 Jahre später konnte Bayern etwa 25 Städte und 50 Märkte vorweisen. Die befestigten Städte übernahmen Verwaltungsaufgaben und sorgten für Ordnung und Frieden im Land. Von ihnen aus konnte man die Handelsstraßen schützen und sie wurden zu wichtigen Gewerbezentren.
Das älteste erhaltene Stadtrecht in Bayern
In der Stadtrecht-Bestätigung aus dem Jahre 1273 hieß die junge Stadt noch „Seligenstadt“, dann wurden beide Bezeichnungen parallel verwendet, bis sich schließlich um 1300 der Name „Neustadt“ durchsetzte. Die Urkunde stellte Ludwig am 11. Mai 1273 in Ingolstadt aus und legte damit die rechtlichen Verhältnisse Neustadts fest. Es ist das älteste erhaltene Stadtrecht in Bayern.
Der Mensch Ludwig II.
Herzog Ludwig der Strenge war ein erfolgreicher Landesherr, jedoch liegt ein dunkler Schatten auf seinem Lebenslauf. Der Inhalt eines Briefes seiner Gattin Maria von Brabant an einen Ritter, der Ludwig in die Hände fiel, brachte ihn dazu sie des Ehebruchs zu beschuldigen. Aus bloßem Verdacht hin ließ er seine Ehefrau kurzerhand enthaupten. Als danach keine Beweise für den Ehebruch aufzufinden waren, bereute Ludwig der Strenge seine Tat schwer und er stiftete zur Buße das Zisterzienserkloster Fürstenfeld bei Bruck. Ludwig heiratete noch zweimal und hatte acht Kinder. Ein Sohn, der aus der letzten Ehe hervorging, gelangte später als Kaiser Ludwig der Bayer zu Berühmtheit und Macht in Deutschland und Europa.
Herzog Ludwig II. der Strenge starb mit 64 Jahren und ist in der Kirche des ehemaligen Klosters Fürstenfeld im heutigen Fürstenfeldbruck begraben.