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Das grüne Gold
Kulturlandschaft und Hopfenanbaugebiet Hallertau
Neustadt an der Donau liegt in der nördlichen Region der Hallertau. 1559 ist in den Neustädter Akten erstmals ein Hopfengarten ausdrücklich erwähnt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts weitete sich der Hopfenanbau im großen Stil aus. Die Hallertau entwickelte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum größten Anbaugebiet Deutschlands, nach dem Zweiten Weltkrieg sogar zum weltgrößten. Mit der Eröffnung des ersten Hallertauer Hopfenmarktes 1886 wurde Neustadt ein Zentrum Hallertauer Hopfenproduzenten und -händler. Die Stadt erhielt damit das Recht von September bis März jeden Montag einen Hopfenmarkt abzuhalten.
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Bayern wird zum Bierland
Vermutlich gab das 1516 vom Herzog Wilhelm IV. erlassene „Bayerische Reinheitsgebot“ (wie es erst seit 1909 genannt wird) den entscheidenden Anstoß. Der Hopfen als Bierwürzstoff wurde flächendeckend verordnet. Die Bierproduktion in Bayern stieg an und wurde qualitätsvoller. Für die benötigten Hopfenmengen standen jedoch wegen der üblichen Dreifelderwirtschaft nicht die notwendigen Anbauflächen zur Verfügung. Deshalb musste der meiste Hopfen aus Böhmen eingeführt werden.
In der Hallertau wird die Hopfenpflanze kultiviert
Nach 1589 erfolgte jedoch ein weiterer Anschub zum vermehrten Hopfenbau. Der Biburger Jesuitenpater Kaspar Stauder beschaffte sich böhmische Fechser und kultivierte diese in den Klostergärten Biburg und Rohr. Die umliegenden Orte Neustadt, Abensberg, Siegenburg und Mainburg folgten diesem Beispiel.
Der Hopfenpionier Simon Wittmann aus dem Neustädter Ortsteil Mühlhausen
Der großflächige Hopfenanbau in der Hallertau am Anfang des 19. Jahrhunderts ist auf die Pionierleistungen des Schneiders Simon Wittmann zurückzuführen. Bereits 1798 besorgte er sich Setzlinge aus Saaz (heutiges Tschechien) und legte auf dem einzigen Acker seines Vaters einen Hopfengarten mit 400 Stöcken an. Wittmann hatte Erfolg und sein Aufstieg ging unaufhörlich weiter. Er betrieb mittlerweile Hopfenanlagen mit 100.000 Stöcken, und einer jährlichen Ernte von 3.000 Zentner Hopfen.
1833 ersteigerte Simon Wittmann vom Staat das Brauhaus und Ökonomiegut zu Oberhaunstadt (heute Ortsteil von Ingolstadt). Die Brauerei, heute bekannt als Nordbräu, befindet sich noch immer in Familienbesitz.
Hopfenhalle und Präparieranstalt
Mit fortschreitender Technik und den immer höheren Ansprüchen an die Qualität des Hopfens entschied der Neustädter Magistrat 1898 den Bau einer Halle zum Trocknen und Konservieren von Hopfen. Sie wurde 1901, im Osten stadtauswärts am ehemaligen Abensbergertor gelegen, in Betrieb genommen. Die Hopfenbauern von Neustadt und Umgebung hatten hier die Möglichkeit den Hopfen in den vier Darren zu trocknen und ihn anschließend zu schwefeln, zu verpacken und teilweise zu lagern.
Neustadt wird Hopfen-Siegel-bezirk
Um die Qualität des Hopfens zusichern, richtete bereits 1834 Wolnzach das erste Marktsiegel ein. Es folgten Au, Mainburg und Pfaffenhofen. 1930 schrieb ein Gesetz den Herkunftsnachweis vor. Die Hopfen-ballen wurden versiegelt und die Orte stellten eine Urkunde für den unvermischten „Deutschen Siegel-hopfen“ aus. Nach anfänglicher Gegenwehr der alten Hallertauer Siegelgemeinden, wurden auch Neustadt und Abensberg zu Hopfen-Siegel-bezirken.
Leichte Sprache
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Übersetzt von sag’s einfach – Büro für Leichte Sprache, Regensburg.
Geprüft von der Prüfgruppe einfach g`macht, Abteilung Förderstätte, Straubinger Werkstätten St. Josef der KJF Werkstätten g GmbH.
Die Fotos kommen von der Stadt Neustadt a.d. Donau.
Die gezeichneten Bilder kommen von der © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator: Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013. Barrierefreie Gestaltung des Dokuments durch die St. Johannes Werkstätte Regensburg der KJF Werkstätten g GmbH.
Bildnachweis/Literatur
Bildnachweis:
- Abb. 1.1: Schwarz-Weiß-Fotografie, Hopfenarbeiter/innen, „Beim Paintl Hans“, Mühlhausen, 1937, Stadtarchiv Neustadt a. d. D.
- Abb. 1.2: Schwarz-Weiß-Fotografie, Hopfentransport in Neustadt a. d. D. in den 1930er Jahren, Stadtarchiv Neustadt a. d. D.
- Abb. 1: Bierdeckel Nordbräu Ingolstadt mit Porträt von Simon Wittmann, Bild: Regina Straub, Nutzungsrechte liegen bei der Stadt Neustadt a. d. D.
- Abb. 2: Schwarz-Weiß-Fotografie, „Die Hopfenhalle, vor 1911“, Stadtarchiv Neustadt a. d. D.
Links:
Literatur:
- Albrecht, Eduard: Heimatkundliche Blätter Neustadt a. d. D., Nr. 2, 2016
- Fries, Martin: Handbuch der praktischen Landwirthschaft, Band 1, 1853
- Riepertinger, Rainhard/Brockhoff, Evamaria/Drexl, Cindy/Kuhn, Andreas-Michael/Nadler, Michael (Hrsg.): Bier in Bayern. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2016. Kloster Aldersbach. 29. April bis 30. Oktober 2016, Augsburg 2016
- Scheugenpflug, Josef: Neustadt a. d. Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte, Bd. II: Von der Landstadt zum gewerblich-industriellen Dienstleistungszentrum (1800-2004), Neustadt a. d. D. 2004
- Köglmeier, Georg: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte, Bd. I, Von den Anfängen bis 1800, Neustadt a. d. D. 1994