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Die Ochsenstraße
„Cowboys“ auf Ochsentrieb durch Niederbayern
Die Stadt Neustadt a. d. Donau lag an der sogenannten Ochsenstraße. Zwischen 1350 und 1850 trieben teils berittene Viehtreiber fast ein halbes Jahrtausend jährlich bis zu 200.000 Mastochsen aus den Tiefebenen Ungarns und Transsilvaniens nach Süddeutschland. Hier spielten sich vermutlich Szenen ab, wie wir sie aus den amerikanischen Wildwestfilmen kennen, nur eben schon einige hundert Jahre früher.
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Europas Ochsenstraßen
Um den wachsenden Fleischbedarf in den Ballungsgebieten Mitteleuropas (z.B. Lombardei, Flandern, Schwaben, Nürnberger-Oberpfälzer Raum) decken zu können, wurden im Spätmittelalter jährlich zwischen April und Oktober etwa 200.000 Schlachtochsen in Herden von 200 bis 600 Stück auf festgelegten Routen in die Vermarktungsorte getrieben. Sie stammten aus den Fürstentümern Moldau und Walachei, aus Jütland und von den dänischen Inseln, besonders aber aus dem Königreich Ungarn.
Die Ochsentriebwege nach Bayern
Die ungarischen Züchter trieben ihre Ochsenherde nach Wien. Die Stadt war der zentrale Knoten- und Ausgangspunkt des Ochsenhandels. Ab Schärding teilte sich der Weg in zwei Hauptrouten, die sich je nach Ziel wiederum verzweigten. An der Überquerung der Isar lag die Maut von Niederpöring, heute Landkreis Deggendorf. Aus Mautrechnungen von 1588 wissen wir, dass dort für 15.744 ungarische Ochsen je nach Herdengröße Gebühren abgerechnet wurden. Es gab feste Mautbeträge für 50, 100, 150 und 200 Tiere, wobei der durchschnittliche Mautsatz pro Tier mit 1,48 Pfenning berechnet wurde.
Von Straubing über Neustadt nach Augsburg
Hier in der Region verlief die Ochsenstraße von Straubing über Schierling, Langquaid und Abensberg nach Neustadt und von dort über Geisenfeld, Schrobenhausen, Aichach und Friedberg bis zum Zielort Augsburg. Der Viehtrieb war nicht einfach, da auf die bäuerlich bestellten Flächen Rücksicht genommen werden musste. Auch Straßen, die dem Handels- und Reiseverkehr dienten, sollten gemieden werden. Die schwerfälligen Ochsenherden behinderten die Fuhrwerke und beschädigten und verschmutzten die Straßen.
Eisenbahn und Heimatvieh
Spätestens mit dem Aufbau des Eisenbahnnetzes Mitte des 19. Jh. war die Zeit der Ochsentrecks vorüber. Man besann sich auf die heimische Viehzucht und das Rindfleisch kam nun meist aus dem Umland z. B. aus dem Bayerischen Wald. Die Metzger standen wie die Bäcker unter strenger Kontrolle des Rats. Das Schlachtvieh wurde lebendig von Fleisch-beschauern geprüft. Nach dem Schlachten musste das Fleisch auf der städtischen Fleischbank im Rathaus verkauft werden. 1734 kostete ein Pfund bestes Ochsenfleisch in Neustadt 5 Kreuzer. Zum Vergleich 1741 verdiente ein Schreinergeselle 15 Kreuzer in der Woche. (Köglmeier, S. 409, 415)
Leichte Sprache
Die Ochsenstraße in leichter Sprache Seite 1 (PDF-Dokument, 25,11 KB, 28.03.2023)
Die Ochsenstraße in leichter Sprache Seite 2 (PDF-Dokument, 17,38 KB, 28.03.2023)
Die Ochsenstraße in leichter Sprache Seite 3 (PDF-Dokument, 23,47 KB, 28.03.2023)
Übersetzt von sag’s einfach – Büro für Leichte Sprache, Regensburg.
Geprüft von der Prüfgruppe einfach g`macht, Abteilung Förderstätte, Straubinger Werkstätten St. Josef der KJF Werkstätten g GmbH.
Die Fotos kommen von der Stadt Neustadt a.d. Donau.
Die gezeichneten Bilder kommen von der © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator: Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013. Barrierefreie Gestaltung des Dokuments durch die St. Johannes Werkstätte Regensburg der KJF Werkstätten g GmbH.
Bildnachweis/ Literatur
Bildnachweis:
Abb. 1.1:
- Johann Adam Klein (Nürnberg 1792 - 1875 München)
- Der römische Ochsentreiber, um 1824
- Bleistift, Feder in Braun und Schwarz
- 117 x 193 mm (Blatt)
- Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett
- Inv. Nr.: 1940-21
- Sammlung: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850
- © Bildarchiv Hamburger Kunsthalle / bpk, CC-BY-NC-SA 4.0
Abb. 1:
- Rinderherde in Ungarn, Postkarte um 1915, Ausschnitt, Bilder-Slg. Albrecht
Abb. 2:
- Stadtbibliothek Nürnberg, Sign.: Amb. 317b.2° Folio 194 verso (Mendel II),
- Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, Bd. 2
- Nürnberg, Mendelsche Zwölfbrüderhausstiftung
- Papier, 308 Bl., 30x21 cm, Nürnberg, 1550-1791, Lorentz (Lorenz) Hultz, 1692
- 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)
Literatur:
- Albrecht, Eduard: Heimatkundliche Blätter Neustadt a. d. D., Nr. 4, 2021
- Wolf, Peter/Brockhoff, Evamaria/Fischer/Richard/Schormair, Sarah/Veronesi, Marco (Hrsg.): Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte: Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2020, Friedberg, Wittelsbacher Schloss, Aichach Feuerhaus, 29. April-8. November 2020, Augsburg 2020
- Köglmeier, Georg: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte, Bd. I, Von den Anfängen bis 1800, Neustadt a. d. D. 1994